Panorama Parks in Bremerhaven

Im Herbst 2013 hatte ich einen Krankenbesuch im Klinikum Bremerhaven Reinkenheide zu machen und dabei bemerkte ich den neu gestalteten Park vor der Klinik. Der gefiel mir ausgesprochen gut und da an dem Tag das Licht auch noch stimmungsvoll war, nahm ich mir vor, gleich nach dem Besuch meine Kamera mitsamt Ausrüstung von zu Hause zu holen. Gesagt, getan.

Hier konnte ich gleich mein neues Nikkor 35 mm an der D300 ausprobieren. Stativ, Panoramakopf und Kamera einpacken und los ging es. Im Park machte ich dann von 6 verschiedenen Standorten aus die Panoramen in Belichtungsreihen für spätere HDRs. Nach gut einer Stunde war ich fertig, meine Hände waren klamm und ich sehnte mich nach etwas Wärme.

Zu Hause angekommen importierte ich die Bilder sogleich in Apple Aperture und machte erste Tests mit den Aufnahmen. Doch irgendwie fehlte mir die Zeit, wichtige Aufträge mussten zuerst bearbeitet werden und so blieben die Panoramen zunächst weiter unbearbeitet auf meinem Rechner. Erst in dieser Woche Ende Januar 2014 fand ich wieder Zeit für das Projekt. Anfangs quälte ich mich mit der richtigen Vorgehensweise und den passenden Apps.

Meine Fotografien zu den einzelnen Panoramen bestanden aus 3 x 8 bis 3 x 14 Einzelbildern, also jede Teilaufnahme hatte ich in drei Belichtungsstufen fotografiert. Aufnahmeformat war natürlich das Hochformat. In Aperture waren die RAWs entwickelt aber nicht weiter bearbeitet. Ich exportierte nun alle Fotografien aus Aperture als 16 Bit TIFFs in einen Ordner auf meiner Festplatte, benannte die Ordner in Pano 1 bis Pano 6, weil ich ja sechs Panoramen insgesamt gemacht hatte.

Versuch 1

Ich wählte vom ersten Panorama die Aufnahmen mit der mittleren Helligkeit aus und importierte die in Autopano Pro 3.0 um sie zu stitchen. Das klappte ganz gut. Ich liess Autopano Pro 3.0 die Helligkeit und das Gamma automatisch moderat optimieren, fand keine Stitchingfehler und exportierte das Bild wiederum als 16 Bit TIFF. Das erste Teilpanorama war fertig. Im weiteren erstellte ich von jedem der sechs Panoramen jeweils von der hellsten, mittleren und dunkelsten Belichtungsreihe je ein Panorama. Heraus kamen 6 x 3 Panoramen, mit unterschiedlichen Belichtungsstufen. Die so entstandenen und aus Autopano Pro 3.0 exportierten Panoramen waren zwischen 4280×10950 Pixel und 4200×17800 Pixel groß. In und mit Autopano Pro 3.0 brauchte ich dafür gut drei Stunden. Ich schwor mir, umgehend mehr RAM zu kaufen – 10 GByte sind zu wenig und so bestellte ich mir gleich ein Upgrade auf 16 GByte.

Die drei Teilbelichtungen von Panoarama 1 probierte ich dann mit NIK HDR Efex Pro 2 zu einem HDR Bild zu verschmelzen. Warum überhaupt ein HDR: Nun das herbstliche Licht hatte so seine Tücken, strahlender Sonnenschein gemischt mit langen Schatten und dagegen der helle Himmel. Sowas bringt jeden Kamerasensor an seine Grenzen. Um diese extremen Kontraste ins Bild zu bringen, musste ich einfach mehrere Belichtungsstufen fotografieren um die dann eben in einem HDR Bild zu verschmelzen. Naja, HDR Efex Pro 2 war jedenfalls nicht in der Lage, die leicht versetzt zugeschnittenen Einzelbilder zu einem akzeptablen HDR Bild zusammen zu fügen. HDR Efex Pro 2 erkannte die Motivbestandteile einfach nicht.

Da ich das RAM Upgrade noch nicht geliefert bekommen hatte, wollte ich gar nicht erst versuchen, das Photomatix HDR Plugin aus Aperture heraus zu benutzen. Aperture zusammen mit einem Plugin braucht schon schnell mal über 2 GByte vom Arbeitsspeicher und da jedes Einzelbild aus Autopano Pro 3.0 schon zwischen 300 und 500 MByte groß war, hätte ich wohl während Aperture die drei Einzelbilder für ein HDR zu Photomatix Pro exportierte in aller Ruhe einkaufen gehen können. Das kam also im Moment nicht in Frage. Also lud ich mir von der Photomatix Webseite eine Demo vom Standalone Programm Photomatix Pro herunter und probierte damit ein HDR aus den drei unterschiedlich belichteten Panoramateilbildern zu erstellen. Leider war die Bedienung in Photomatix Pro deutlich anders als die vom mir vertrauten Photomatix Aperture Plugin. So war es nicht verwunderlich, dass das erste HDR dann auch überhaupt nicht meinen Erwartungen entsprach und außerdem noch Geisterbilder hatte. Sowas war ich vom Photomatix Plugin für Aperture nun gar nicht gewohnt.

Dieser Versuch schlug fehl, weil die Endbilder einerseits zu wenig brillant waren und einige Panoramen sich nur mit Geisterbildern zu einem HDR machen liessen. Ich war enttäuscht.

Versuch 2

Statt Autopano Pro 3.0 probierte ich, nachdem ich im Web noch mal stundenlang recherchiert hatte, Photoshop CS5. Doch das war hier nun auch nicht so viel besser, als das ich die Panoramen damit alle noch mal erstellen wollte. Aber Photoshop ab CS6 sollte einen deutlich besseren Panoramastitcher haben, las ich im Web. Leider gibt es Photoshop CS6 ja nicht mehr zu kaufen – eine andere leidige Geschichte – aber Photoshop CC gab es als Demo. Ein Kauf kam für mich eigentlich nicht in Frage, denn das von Adobe vorgestellte Abo Modell ist mir schlicht zu teuer: jeden Monat fast 25 Euro macht im Jahr gut 300 Euro. Dabei habe ich jahrelang mit Photoshop CS3 wunderbar gearbeitet bevor ich auf CS5 wechselte und das Upgrade kostete mich weniger als 300 Euro. Der Upgradepreis muss nun aber auf gut drei Jahre oder mehr verteilt werden, so hatte ich damals also nur knapp 100 Euro für Photoshop im Jahr zu zahlen gehabt. Die Steigerung der Kosten auf das Abo Modell entsprächen also mindestens 300%! Nee, das ist mir denn doch zu viel und mit Pixelmator habe ich schon einen würdigen Nachfolger auf meinem Mac installiert. Aber probieren wollte ich Photoshop CC dann doch.

Jedenfalls, nach der ganzen Prozedur mit Demo von Adobe runterladen, Photoshop CC und die vielen Komponenten, die dazu gehören, installieren und dann einige Panoramen damit erstellen, musste ich ernüchtert feststellen, da hat sich nichts geändert. Ein Vergleich von Panoramen aus CS5 mit denen aus CC zeigte absolut keinen Unterschied. Sogar das Interface der Photoshop Komponente sah identisch aus. Also schon wieder ein Grund mehr, auf das Adobe Abo Modell zu verzichten.

Diesen Versuch brach ich dann ab, weil sich so kein gutes bzw. anderes Ergebnis erwarten liess.

Versuch 3

PTGui Pro in Version 9.1.9 geniesst einen guten Ruf im Web. Also besorgte ich mir davon noch einmal eine Demo und installierte die Software. Das Interface ist in der Tat eine recht einfache Variante, so wie ich Interfaces aus meiner Mac Zeit vor OS 9 kannte. Naja, da muss ich eben durch. Doch schon beim ersten Panorama waren soviele Stitching Fehler drin, dass ich das schnell wieder abbrach. Dabei sind alle meine Aufnahmen sauber von einem guten und stabilen Stativ von Manfrotto gemacht, Überlappungen gab es auch genug: sehr gute 30 Prozent. Die Software meldete einen guten Qualitätsfaktor und trotzdem diese vielen Geisterbilder.

Diesen Versuch brach ich dann auch schnell wieder ab, denn weder die Qualität der Ergebnisse überzeugten mich noch war das Interface wirklich lange zu ertragen – so machte das keinen Spass.

Versuch 4

Ich nahm noch mal Autopano Pro 3.0 und übergab dem Programm alle HDR Einzelbilder, denn Autopano Pro 3.0 kann auch mit HDRs richtig umgehen. Doch auch damit wieder viele Geisterbilder und das Handbuch in englisch bzw. französisch konnte hier nicht wirklich weiterhelfen. Sowieso war die Art und Weise, wie Autopano Pro 3.0 HDRs zusammen fügt nicht das, was mir vorschwebte. Zu blass, keine Einflussnahme auf die Methode des zusammenrechnens möglich – Dinge, die für ein gutes HDR Bild eben absolut notwendig sind.

Versuch abgebrochen: Geisterbilder und keine guten HDRs sowie keine Einflussnahme auf das HDR Ergebnis möglich.

Versuch 5

Samstag erhielt eine E-Mail von HDR Soft wegen eines vergünstigten Upgrades von Photomatix als Aperture Plugin auf Photomatix Pro. Nur gut 15 Euro sollte ich dafür bezahlen müssen. Das tat ich gern und sofort und hatte nun auch das Standalone Programm von Photomatix zur Verfügung. Ich besann mich zurück auf meine ersten Vorgehensweisen bei der Erstellung von Panoramen aus HDR Bildern. Ich liess Photomatix Pro zuerst einige Belichtungsbilderreihen beispielhaft berechnen und konnte mir damit das für eine spätere Batchverarbeitung richtige Preset auswählen. Photomatix bietet ja wie andere HDR Softwares auch mehrere Methoden an, wie Belichtungsreihen zusammen gefügt werden. Manche ergeben kitschige Bilder, andere gut brauchbare Vorlagen. Ich entschied mich für das Preset „Soft 3“, weil die Schatten im Ergebnis gut durchgezeichnet waren, der Himmel eine sehr gute Zeichnung aufwies und auch sonst alles so ziemlich so aussah, wie ich mir das fertige Bild vorstellte.

216 Einzelbilder wollten so zu 72 HDR Bildern gemergt werden. Dafür bietet Photomatix Pro die Batchverabeitung an, die mir viel Zeit ersparte. In Photomatix Pro kann ich neuerdings auch auf die Entfernung von Geisterbildern Einfluss nehmen. Das kannte ich schon von NIK HDR Efex Pro, doch dort wollte das nicht so recht klappen. 100% durfte ich in HDR Efex Pro 2 nie einstellen, dann gab das Programm in besonders fein strukturierten Bereichen wie zum Beispiel Laub neue Geisterbilder aus. Echt ein Trial and Error Vorgehen. Photomatix empfiehlt bei seinem Regler zur Entfernung von Geisterbildern so wenig als möglich zu nehmen, sonst gäbe es Probleme. Ich probierte mehrere Durchgänge an verschiedenen Bilderreihen und kam schlussendlich immer auf 100%, sonst waren da noch deutlich sichtbare Geisterbilder im Ergebnis. Jedenfalls benutzte ich dann im Batchdurchgang, als Photomatix mir die HDRs von allen Bildern in einem Ordner erstellen sollte, doch die Voreinstellung von 50%. Im Ergebis tat sich Photomatix auch hier schwer, bewegte Objekte sauber herauszufiltern. Hier war es mal eine Person, die weit entfernt im Park spazieren ging, die doppelt abgebildet wurde und dort waren es dann die Windräder von Windmühlen zur Stromerzeugung, die dann 6 statt der wirklichen 3 Rotorblätter aufwiesen. Naja, sowas konnte ich später noch retuschieren. Es war spät am Abend, Mitternacht vorbei, war es als ich mit dem Stapel fertig war bzw. Autopano Pro 3.0, dass die 72 HDR Bilder dann in sechs Panoramen zusammen gesetzt  hatte.

Das Ergebnis sah gut aus, ausgewogene Bilder mit nur wenigen Geisterbildern waren da entstanden. In Autopano Pro 3.0 hatte ich das erste Mal übrigens jegliche Farbkorrektur und Belichtungskorrektur ausgeschaltet. Exportiert hatte Autopano Pro 3.0 die Panoramen wieder als 16 Bit TIFFs. Die sechs Bilder öffnete ich dann in Photoshop CS5 und kontrollierte jedes einzeln in der 100% Ansicht. Fehler korrigierte ich gleich wie die doppelten Spaziergänger und die Rotorblätter der Windräder. Dann liess ich jedes Bild noch mal durch NIKs Sharpener Pro 3 Raw Presharpening laufen und bekam so eine gute Grundschärfung. Sonst machte ich weiter nichts in Photoshop an den Bildern.

Heute morgen importierte ich alle sechs Panoramen in Apple Aperture, wozu das Programm inkl. Vorschauen erstellen gut eine halbe Stunde brauchte. Jedes Panorama lag in 16 Bit als TIFF vor und hatte so zwischen 260 und 470 MByte Dateigröße. Das obwohl ich inzwischen die RAM Erweiterung auf 16 GByte eingebaut hatte. Das einzige, was ich sofort merkte, war, dass der Rechner lauter geworden ist: der Lüfter läuft öfter und heftiger.

Das finale Finishing machte ich dann in Apple Aperture. Erst rief ich die automatische Bildoptimierung auf, wobei besonders der Mittelton und die Tiefen etwas angehoben wurden. Dann erhöhte ich die selektive Sättigung einzelner Farben, um etwas mehr herbstliche Stimmung in die Panoramen zu bekommen. Schlußendlich wurden alle Bilder zugeschnitten, unwichtige Teile weggenommen und die Panoramen auf ähnlich gleiche Seitenverhältnisse gebracht. Es kamen dabei vier im Verhältnis 1:4, eins in 1:3 und eins in 1:2,5 heraus. Jedes Panorama lässt sich ohne Qualitätseinbußen in 120 bis 140 cm Höhe ausgeben, wobei die dabei entstehenden Breiten zwischen 300 und 560 cm liegen. Drucken könnte ich so groß, doch als Zielmedium hatte ich mir Foto auf Leinwand ausgesucht und auf meinem Arbeitstisch könnte ich 560 cm wohl nicht mehr zusammen montieren. Aber in dem Fall wäre ja eine Ausgabe in zwei oder drei Teilstücken eine Option.

Fazit

Der Weg, zuerst ein Panorama aus HDR-Teilbelichtungen zu machen und aus den Ergebnissen dann ein echtes HDR, klappte überhaupt nicht. Da Autopano Pro 3.0 beim automatischen Stitchen nie gleich große Panoramen erzeugt – auch Panoramen aus Photoshop waren nie gleich –, kamen die HDR Softwares mit diesem Problem mehr schlecht als recht zurecht: Photomatix einigermaßen gut, HDR Efex Pro überhaupt nicht.

Der Weg, ein HDR Panorama in PTGui oder  Autopano Pro 3.0 in einem Rutsch zu erstellen, brachte nur sehr unbefriedigende Ergebnisse – ich verlor fast alle Vorteile vom HDR und konnte auf die HDR Einstellungen nur sehr wenig  Einfluss nehmen. Zudem bereiteten den Stitching Programmen auf diesem Weg wieder Geisterbilder große Probleme.

Glücklich bin ich mit dem letzten Weg: zuerst die HDRs erstellen und die dann Stitchen. Die Nachbearbeitung der HDR-Panoramen bereitete weniger Mühe als gedacht. Und da alle HDR-Panoramen als 16 Bit TIFFs vorlagen, konnte ich fast verlustfrei ausgiebige Korrekturen an Belichtung, Farbigkeit und Sättigung in Aperture vornehmen. Jetzt gefallen mir die Ergebnisse.