Am Donnerstag musste ich früh mein Auto in die Werkstatt bringen. Nicht weil es einen Defekt hatte, sondern ein routinemäßiger, abgesprochener Termin. Endlich sollten die Winterreifen runter und Sommerreifen drauf. Im August ist das wohl eigentlich etwas spät? Ja, da gebe ich ihnen Recht, doch in diesem Jahr ist für mich vieles anders. Also Kopf schütteln ist OK.
Jedenfalls, jetzt wo das Auto in der Werkstatt war, das Wetter herrlichen Sonnenschein versprach und ich einen Sail Besuch eh mit öffentlichem Nahverkehr wagen wollte, konnte die Gelegenheit nicht besser sein. Die Buskarte kostete mich 3,50 Euro, wobei der Fahrer aufmerksam mir gleich ein Sailticket unterschob, mit dem ich den ganzen Tag unterwegs sein konnte. Wo ich doch so selten Bus fahre.
Das alles passierte morgens um halb neun, einer Zeit, zu der ich gewöhnlich mit einem Espresso zum Wach werden in meinem Büro sitze. Die Fahrt dauert nur eine knappe halbe Stunde. Nicht wegen der langen Fahrtstrecke, eher wegen der vielen Halts, damit Fahrgäste ein- und aussteigen konnten. Am Theodor-Heuss-Platz stieg ich aus und begann meine Tour beim Alten Hafen, dort wo die Seute Deern gegenüber dem Deutschen Schiffahrtsmuseum liegt. Hierhin hatte auch mein Kunde Klibfisch mit seinem Schiff ausweichen müssen, um Platz für die Sailsegler zu machen. Die Klibfisch lag dort wunderschön im morgendlichen Sonnenschein, also machte ich gleich ein paar Fotos.
Ein Fotograf schlendert über die Sail 2015 in Bremerhaven
Apropos Fotos. Ich hatte auf den früheren Sailfesten ja schon so an die tausend Bilder gemacht. Und ich hatte das Nikon Fisheye Objektiv ja ganz neu. Also ritt mich der Teufel und ich nahm nur dieses eine Objektiv mit. Was herauskam mag man kreativ oder gewagt nennen, vielleicht ein wenig verrückt. Seltene Sichtweisen in jedem Fall. Aber dazu später mehr, wenn ich meine Ausbeute zeige.
Morgens gegen neun schien die Seglergemeinschaft noch beim Frühstück, einige Händler füllten Warenbestände in ihren Buden auf, entsprechend viele Lieferwagen rangierten in den engen Gassen. Die Buden selbst waren noch geschlossen. Ich wanderte am Mediterraneo entlang vom Alten Hafen zum Neuen Hafen und schoss hier und da ein Foto mit dem Fisheye.
Gegen halb zehn wurde es schon deutlich lebendiger auf dem Kai, erste Besucher traf ich und unendlich viele Fotografen, die wie ich die frühe Stunde mit wenig Publikum nutzten, um ihre Sicht mit der Kamera fest zu halten. Ich war also nicht der Einzige mit einer göttlichen Eingebung. Ein Kollege mit professioneller Ausrüstung im Elektrorollstuhl, wohl wegen seiner Behinderung, löste bei mir Respekt aus. Und ich wurde ein wenig neidisch, weil ich ja immerhin die ganze Strecke zu Fuss ablaufen musste.
Als ich drüben, auf der Weserseite des Neuen Hafens beim Alten Leuchtturm Bremerhaven ankam, war es schon arg warm geworden. Es sollte ein sehr heisser Tag werden. Und inzwischen waren auch mehr Sailbesucher und Seglerbegeisterte unterwegs als Fotografen. Unten bei der neuen Dockschleuse gönnte ich mir am Stand eines örtlichen Bäckereibetriebs einen Espresso und schaute bei einem Schleusengang zu.
Zwei Windjammer hatten dort am Weserufer beim Alten Leuchtturm angelegt, wo normalerweise die grossen Schlepper festmachen. Und an der Seebäderkaje, wo vor Jahren noch die Helgolandschiffe abfuhren, lagen auch zwei Grosssegler. Doch da kam ich nicht hin, weil das Gelände weiträumig abgesperrt worden war. Am Abend sollte auf dem Gelände die Musikband Santiano spielen.
Gegen halb elf war ich dann wieder beim Klibfisch Schiff und die Inhaberfamilie inzwischen an Bord. Da mir für deren Homepage noch ein Foto von der Crew fehlte, nutzte ich die Gelegenheit und rief alle zusammen. Es wurde ein Gruppenfoto mit einem Fisheye fotografiert. Naja, auf klibfisch.de können sie das Bild sehen und sich selbst eine Meinung bilden.
So, das war meine Geschichte: Ein Fotograf schlendert über die Sail 2015 in Bremerhaven. Abschliessend noch, wie versprochen, ein paar Fotos von der Sail Bremerhaven 2015.