Panoramafotografie

Die Panoramafotografie verfolge ich seit 2015 ganz intensiv. Bilder großformatig drucken tue ich schon seit vielen Jahren. Ich habe dafür einen Epson Inkjetdrucker, der bis zu 162 cm breite Medien bedruckt. Bilder groß drucken und darin gleichzeitig feinste Details abzubilden verlangt eine Bildauflösung, die Kleinbildkameras bis heute nicht liefern. Da hilft mir die Panoramafotografie. Ich erhalte Bilddateien mit bis zu 30000 x 6000 Pixeln Auflösung, je nach Motiv. Das sind immerhin 180 Millionen Bildpunkte!

Panoramafotografie Produktbild Bremerhaven Skyline 2 © 2009 Adrian Wackernah - 000248-51
Fotografie Bremerhaven Skyline 2 © 2009 Adrian Wackernah – 000248-51

Wie geht Panoramafotografie

Für mich bedeutet das in der Regel mit Stativ, Kamera, einem speziellen Panoramakopf für das Stativ und einem Weitwinkelobjektiv. Natürlich geht auch das Normal- oder Teleobjektiv. Dann müssen aber mehr Teilbilder gemacht werden. Und das Zusammenfügen der Bilder wird aufwändiger.

Nachdem ich mir ein Motiv gesucht habe, baue ich Stativ mit Kamera auf. Ich bestimme den Ausschnitt und die beste Position. Dabei achte ich auch darauf, das mir keine störenden Objekte im Bild sind. Andernfalls muss die Position verändert werden.

Natürlich ist auch das Licht wichtig. Besonders wenn ich die Sonne mit im Bild habe, wird es schwieriger. Schließlich muss ich eine Belichtung finden, die die gesamte Szene abdeckt. Also gilt es den hellsten und dunkelsten Punkt zu finden. Dann wird die Belichtungsautomatik komplett ausgeschaltet und Zeit und Blende manuell eingestellt.

Die Entfernung zu bildwichtigen Objekten muss ich auch beachten. Abhängig von der gewählten Blende habe ich nur eine bestimmte Tiefenschärfe. Manchmal lasse ich Motivteile aber absichtlich im Unscharfen. So erhalte ich einen Bokeh-Effekt, mit dem in der Portraitfotografie wunderschön das Sujet auf das Wichtigste reduziert und das Motiv vor dem Hintergrund freigestellt bleibt. Habe ich meinen Schärfepunkt gefunden, schalte ich den Autofokus ab.

Panoramafotografie Produktbild Bremerhaven Skyline © 2018 Adrian J.-G. Wackernah - 001053
Fotografie Bremerhaven Skyline © 2018 Adrian J.-G. Wackernah – 001053

Wie ich ein Panorama fotografiere

Die Kamera ist auf das Stativ montiert. Zwischen Stativ und Kamera ist ein spezieller Panoramakopf geschraubt. Mein Panoramakopf hat ein Drehelement mit Rastung. Das bedeutet, ich drehe die Kamera immer genau um einen definierten Winkel weiter. Die Rastung hilft mir dabei, den nächsten Punkt zu finden. Ich spüre beim Drehen einen leichten Widerstand und spüre auch, wo der nächste Halt für die Aufnahme ist, indem das Drehelement einrastet.

Der notwendige Drehwinkel ist abhängig von der Brennweite des Objektivs. Teleobjektive haben einen kleineren Bildwinkel als Weitwinkel. Der Bildwinkel kann in den technischen Spezifikationen zum Objektiv nachgelesen werden. Das Nikon 50 mm f1,8 hat an einer Vollformat Nikon zum Beispiel einen Bildwinkel von ungefähr 47 Grad.

Möchte ich eine Szene fotografieren, die vom Standpunkt der Kamera aus 120 Grad umfasst, so müsste ich eigentlich nur 3 Bilder machen. Da ich aber gerne die maximale Auflösung meiner Kamera ausreizen möchte, ist die Kamera hochkant montiert. Der Bildsensor meiner Nikon D750 nimmt Bilder mit 6000×4000 Pixeln auf. Hochkant ist das Motiv also schon mal mit 6000 Pixeln im Kasten.

Nun müssen wir ein wenig rechnen. Der Bildsensor nimmt Bilder im Format 3:2 auf. Die 47 Grad Bildwinkel beziehen sich auf die breitere Seite, die Kamera muss also waagerecht gehalten werden. Stelle ich die Kamera auf Hochkant, so wird er Bildwinkel kleiner. 47 Grad geteilt durch 3 ergibt ungefähr 16 Grad, multipliziert mit 2 ergibt ungefähr 32 Grad. Fotografiere ich jetzt das Motiv, das 120 Grad umfasst, muss ich mindestens 4 Aufnahmen machen.

Die Teilbilder müssen später am Computer zu einem großen Gesamtbild montiert werden. Damit das gut gelingt, sollten die Teilaufnahmen sich um gut 30% überlappen. Von 32 Grad Bildwinkel muss ich also 30% abziehen. Das sind gut 10 Grad, die ich weniger zur Verfügung habe. Runde ich ab, so bleibt der nutzbare Bildwinkel bei 20 Grad. Ich muss jetzt mindestens 6 Teilaufnahmen machen, um das 120 Grad umfassende Motiv abzubilden.

Meist fotografiere ich das Motiv aus mehreren Perspektiven. So kann ich mir später die schönste Panoramafotografie aussuchen. Dann geht es ab nach Hause.

Panoramafotografie Produktbild Schiffdorf Stauschleuse © 2019 Adrian J.-G. Wackernah - 001258
Fotografie Schiffdorf Stauschleuse © 2019 Adrian J.-G. Wackernah – 001258

Wie wird daraus eine Panoramafotografie

Zuhause lade ich alle meine Bilder auf den Computer. Für die Bildverwaltung schwöre ich auf Capture One Pro. Hierin verteile ich die einzelnen Szenen auf verschiedene Ordner und behalte sich den Überblick. Dann folgt eine erste Sichtung. Eine Session wird dann daraus als 16 Bit TIFF in einen Ordner auf der Festplatte exportiert.

16 Bit verwende ich deshalb, weil ich den größten Farbumfang im Panorama haben möchte. Damit bleibt mir für spätere Nachbearbeitung genug Futter. Eine zu frühe Reduzierung auf 8 Bit hätte später leicht Tonwertabrisse zu Folge. Nachteil der 16 Bit TIFFs: die sind sehr groß. Jedes TIFF bringt über 130 MB auf die Waage.

Im nächsten Schritt starte ich PTGui Pro. Damit füge ich die Bilder zu einer Panoramafotografie zusammen. Das nennt sich Stitchen. Neben PTGui kann man das aber auch mit anderen Softwares machen. Das ist ein bisschen Geschmackssache. Ich habe auch mit anderen Apps angefangen, auch weil PTGui vor einigen Jahren noch ein spartanisches Interface hatte. Aber seitdem ich es verstanden habe, bin ich happy damit.

In PTGui öffne ich ein neues Projekt und lade die 16 Bit TIFFs. Dann richtet PTGui die Bilder aus, überblendet sie an den richtigen Stellen und zeigt mir in einer Vorschau das Panorama. Im zweiten Schritt führe ich PTGui den Optimierer aus. Das Ergebnis ist neuerdings ganz oft „sehr gut“. Bis dahin hat es allerdings fast vier Jahre gedauert.

In der Vorschau kann ich ins Bild hinein zoomen. So sehe ich leicht irgendwelche Fehler. Gebogene Linien von zum Beispiel Stromleitungen sind eine beliebte Fehlerquelle. Also versuche ich die gar nicht erst im Bild zu haben. Aber es gibt in PTGui auch viele Hilfsmittel. So kann ich aktiv in die Überblendung durch Maskierung eingreifen, kann manuell Verknüpfungen erstellen und vieles mehr.

Bin ich mit dem Ergebnis zufrieden, lege ich den zu exportierenden Ausschnitt fest und exportiere wieder als 16 Bit TIFF. Je nachdem wieviele Pixel im Panoramabild sein werden, kann die Datei mehrere Gigabyte groß werden. Habe ich im Panorama eine Wasserfläche mit drin und es war bei der Aufnahme nicht windstill, dann muss ich die Wasserfläche in jedem Fall bearbeiten.

Dazu öffne ich das Panorama in Affinity Photo und achte auf sichtbare Übergänge. Wellen im Wasser lassen sich nicht gut überblenden. Die Wellen in Bild 1 sind bei Bild 2 schon völlig anders. Es zeigen sich glatte Kanten zwischen den Teilbildern. Das schafft keine Stitchingsoftware sauber. Ich muss also mit dem Stempelwerkzeug die glatten Kanten so bearbeiten, das die Wellen wieder harmonisch verlaufen.

Wenn das geschehen ist, dann importiere ich das Panorama in Capture One. Hier sehe ich mir das Ergebnis noch mal in der 100% Ansicht an. Sollten sich noch kleine Fehler zeigen, dann geht das Bild zurück in die Bildbearbeitung. Sind grobe Fehler zu sehen, dann muss ich zurück in PTGui und die dort korrigieren. Das kommt aber eher selten vor.

In Capture One lege ich das Seitenverhältnis und den Ausschnitt fest. Erst dann geht es ans Finish. Da das Panorama noch immer in 16 Bit vorliegt, kann ich großzügig mit den Farben, dem Kontrast und Helligkeit arbeiten. Da stelle ich dann die Optionen HDR, Tonwerte, Schärfe, Sättigung und Klarheit (eine Art Mikrokontrast) ein. Capture One gibt mir glücklicherweise professionelle Funktionen an die Hand. Auch Ebenen, auf denen ich einzelne Bereiche gezielt bearbeiten kann, sind vorhanden.

Ist die Panoramafotografie gelungen und das Bild gefällt mir, dann muss noch die Beschriftung per IPTC gemacht werden. Schlußendlich lege ich noch einen finalen Namen für die Bilddatei fest und exportiere sie in den Fineart-Ordner.

Einige meiner Panoramen zeige ich auch auf de Künst.