POS – Point of Sale mit WooCommerce

Vor nun zwei Monaten entschied ich mich für ein weiteres Plugin für meinen WooCommerce Shop: ein Point of Sale sollte her. Point of Sale oder kurz POS – was ist das?

Ein POS ist ein Kassensystem, dass den Verkauf im Ladengeschäft vereinfacht. Eine grafische Oberfläche, die die Erfassung von Verkäufen vereinfacht.

WooCommerce ist für den Onlineverkauf bestens gerüstet. Kunde sucht sich seine Produkte aus, packt sie in den Warenkorb, geht zur Kasse, wählt den Versand und eine Bezahlmethode aus und schließt die Bestellung selbst ab. Das klappt wunderbar.

Verkauft man lokal im eigenen Geschäft – mobil oder stationär –, so ist das in WooCommerce erstmal nicht vorgesehen. Eine Bestellung lässt sich zwar manuell anlegen, der Vorgang ist aber alles andere als intuitiv und umständlich. Kunden haben in der Regel nicht so viel Geduld.

Warum überhaupt ein POS?

Soll der Verkauf online und lokal gleichzeitig möglich sein und ist eine Bestandsführung gewünscht und WooCommerce wird schon für den Onlineverkauf verwendet, so spricht vieles für ein Point of Sale System, das auch auf WooCommerce aufbaut.

Dafür gibt es gibt gute Lösungen. Einige Plugins setzen auf einen externen Dienst. Da muss man sich einmal anmelden, seine Produkte hochladen und natürlich sind solche Dienste nicht kostenlos. Der Bestand wird aber zuverlässig zwischen WooCommerce und externem Dienst permanent synchronisiert. Nichts ist ärgerlicher, als wenn im Shop ein Produkt mit verfügbarem Lagerbestand von 1 Stück gekauft wird, das gerade lokal abverkauft wurde. Besser wäre, wenn POS und Onlineverkauf auf der gleichen Plattform aufsetzen und es somit nur eine Lagerverwaltung gibt.

Point of Sale für WooCommerce

Seit vielen Jahren gibt es das WooCommerce POS von killbot, inzwischen in einer Version 0.4.x. Die kostenlose Variante ist im WordPress-Repositiory zu finden, die kostenpflichtige Pro Version gibt es auf der Homepage des Entwicklers wcpos.com.

Im Geschäft geht Kunde durch den Laden und sucht sich seine Produkte zusammen. Anschließend der Gang zur Kasse, wo Kassierer die Waren erfasst. Das muss schnell gehen, denn Kunde hat niemals Zeit.

Wir kennen das von anderen Geschäften, wo oftmals auch mit einem Barcodescanner die Waren schnell erfasst werden und man bezahlt.

WooCommerce POS habe ich längere Zeit hier benutzt, bis dann irgendwann einige neuere Produkte nicht mehr gefunden werden konnten. Die kostenlose Version hatte Einschränkungen wie z.B. nur Bar oder mit Karte bezahlen. Insgesamt ist der Funktionsumfang sehr rudimentär. WooCommerce POS unterstützt Barcodescanner und Bondrucker.

Dann probierte ich weitere POS Plugins aus. Mal klappte die Steuerberechnung nicht, mal war es sehr langsam. Irgendwie schien nichts vernünftiges dabei zu sein.

Ärgerlich wenn man drüber schreibt ist, dass die alle sehr ähnliche Namen verwenden.

Über Weihnachten kaufte ich mir bei woocommerce.com das Plugin Point of Sale for WooCommerce. Nicht billig ($199/Jahr), weshalb ich lange gezögert hatte. Installiert und dann konfiguriert. Es dauerte, bis ich alle Einstellungen verstand. Es lief, wenn auch nicht gänzlich fehlerfrei. Das kam in die engere Wahl.

Die Sicherheitseinstellungen sind gut: im Admin oder in Mein Konto sind Links zum POS eingefügt. So gelangt man schneller zur Kasse. Ruft man die Kasse auf, so werden alle Produktdaten in einen Zwischenspeicher geladen. Das dauert einen Moment, abhängig davon wie viele Produkte im Shop sind. Zum Einloggen muss man sein Passwort angeben, auch wenn man schon in seinem Konto angemeldet ist, bevor die Kasse startet.

Dann las ich einen Erfahrungsbericht in einem Blog, dass das Point of Sale for WooCommerce und das Openpos – WooCommerce Point Of Sale vorstellte und Empfehlungen gab. Das Openpos Plugin gab es bei codecanyon zu kaufen. Das war deutlich preiswerter (einmalig $64 mit lebenslangen Updates).

Gekauft und installiert probierte ich das Openpos zunächst auf einer Testinstallation. Es startet schnell, schneller als Point of Sale for WooCommerce. Es sieht zunächst eleganter aus. Aber auch hier hakte es immer wieder. Steuern wurden nicht korrekt angegeben, ließen sich nicht im Bon ausweisen. Der Entwickler half sehr schnell. Daraufhin gab ich das Point of Sale for WooCommerce an woocommerce.com zurück und erhielt prompt eine Gutschrift.

Das liebe ich an woocommerce.com, das man 30 Tage Zeit zum Testen gekaufter Produkte bekommt. Wenn es nicht gefällt gibt man einfach zurück. Eine Rückgabe ist einfach gelöst.

Immer noch waren wir im Lockdown, schon seit Mitte Dezember 2020. Ich konnte das Kassensystem nicht unter Livebedingungen testen.

Letzte Woche dann eine telefonische Bestellung für ein Wandbild, das ich gerade im Schaufenster ausgestellt hatte. Schnell erstellte ich dazu ein Produkt in meinem Shop. Im Atelier empfing ich den Kunden, übergab das Bild und bekam das Geld in bar.

Nachdem Kunde den Laden verlassen hatte, öffnete ich die Openpos Kasse und wollte den Verkauf ordentlich verbuchen. Beim ersten Versuch wurde das Produkt nicht gefunden. Kasse schließen und erneut öffnen. Das Starten der Kasse mit Openpos geht übrigens deutlich schneller als mit Point of Sale for WooCommerce. Damit arbeiten kann man aber nicht sofort, denn Openpos lädt im Hintergrund alle Produkte und Lagerstände nach, obwohl die Kasse sich schon präsentiert und zum Buchen einlädt.

Nach dem zweiten Start war das neue Produkt im Openpos gefunden. Es ließ sich aber nicht verkaufen: Lagerbestand sei nicht ausreichend, meldet Openpos. Hmm, ich hatte doch gar keinen Lagerbestand eingegeben. Das POS zeigte sich bockig. Ich verlor die Geduld. Zuhause angekommen rief ich das Openpos nochmal auf und jetzt konnte ich tatsächlich den Verkauf dokumentieren.

Einen anderen Bug hatte ich Tage zuvor entdeckt: wir haben im Shop ein Bundle-Produkt. Das ist mit dem wunderbaren Plugin Product Bundles erstellt. Eine Fototasse und drei Fotokarten sind im Bundle zum günstigeren Preis zu kaufen. Mit Product Bundles füge ich die enthaltenen Produkte dem Paket hinzu und bekomme gleichzeitig den Lagerbestand in den Griff. Verkaufe ich ein Bundle, reduziert sich der Lagerbestand der im Paket enthalten Einzelprodukte.

Jedenfalls rief ich in Openpos mal das Bundle auf und legte es in den Warenkorb. Der Gesamtpreis lag bei 17,40 €, der Bundlepreis bei 15,90 €. Openpos zeigte mir korrekt die einzelnen Produkte im Bundle an, doch es vertat sich bei der Gesamtsumme. Statt 15,90 € wollte das POS nur 14,92 € vom Kunden haben. Ich denke, es wird irgendwo Steuern nicht korrekt berechnet haben, genau weiß ich das aber nicht.

Finale Entscheidung

Gestern installierte ich mir dann doch wieder das Point of Sale for WooCommerce. Tatsächlich zeigte sich jetzt, das es letztlich schneller startet als Openpos, auch wenn ich das zuvor anders empfand.

Meine Entscheidung ist für Point of Sale for WooCommerce gefallen.

Tatsächlich hatte ich in der Vergangenheit oftmals ähnliche Erfahrungen gemacht: auf woocommerce.com bekomme ich Produkte, die deutlich zuverlässiger und kompatibler funktionieren als bei Codecanyon. Die Versuchung bei Codecanyon zu kaufen ist groß, bekomme ich dort zu deutlich kleinerem Preis lebenslange Updates. Also ohne Folgekosten. Leider zeigt sich das auch in der Qualität.

Mein Fazit: kaufe bei woocommerce.com, zahle etwas mehr und erhalte meist sehr guten Support. Und die Produkte bei woocommerce.com funktionieren eher mit anderen Erweiterungen für WooCommerce zusammen. Und wenn nicht, wird das deutlich erwähnt. Und ich kann die 30-Tage-Geld-zurück Garantie jederzeit in Anspruch nehmen bei woocommerce.com, was ein unschlagbares Argument zum Testen sein kann.

Wichtig: Alle getesteten Lösungen entsprechen nicht der neuen Kassensichtverordnung. Man kann sich diesbezüglich aber mit einem entsprechenden Bondrucker behelfen. Für kleine Geschäfte, die aufgrund ihres geringen Umsatzes keine Kassenlösung benötigen, ist das POS aber eine Alternative.