Der Beitrag »Panoramen aus Einzelfotografien erstellen« ist zwar von 2012, aber immer noch recht aktuell. Obwohl, inzwischen habe ich dazu gelernt und meine Aufnahmetechnik verbessert. Das führte dazu, das ich mir irgendwann PTGui Pro kaufte und das ist heute ganz klar mein Favorit. Selbst schwierigste Aufnahmen lassen sich damit wunderbar zu einem Ganzbild zusammen fügen.
Panoramen aus Einzelfotografien erstellen
Eigentlich wusste ich genau, wie man das macht. Kamera aufs Stativ stellen, Ausschnitt wählen und mit einem Nodalstativkopf rundum fotografieren. Hatte ich ja schon so gemacht. Als ich letzte Woche sowas mal wieder im Sinn hatte, packte ich meine Sachen zusammen und los gings. Am frühen Abend, die Sonne stand schon tief, wollte ich einen Marktplatz mit angrenzendem Hafen fotografieren. Stativ auf bauen, Standpunkt aussuchen und schon waren die ersten Aufnahmen fotografiert. Ab und an musste ich meine Fotografiererei unterbrechen, wenn Personen schnell durchs Bild liefen. Geisterbilder wollte ich möglichst vermeiden. Dann noch einen zweiten Standpunkt suchen und noch mal rundum fotografieren.
Zuhause angekommen alle RAW Fotos in mein Apple Aperture importieren, entwickeln und als 16-Bit TIFF exportieren. Was mir auffällt sind die teils extemen Helligkeitsunterschiede, die auch von den Stitcher Apps nicht vernünftig ausgeglichen werden können. Also ab ins Internet und noch mal nachlesen, wie ich die zu belichten habe. Aha, manuelle Belichtung aus einem Mittelwert von hellster und dunkelster Aufnahme einstellen, also alle Automatiken aus. Selbst den Autofokus soll ich abschalten, OK. Dann auch gleich noch mal nachlesen, wie das mit dem Nodalpunkt war. Ich habe glücklicherweise und gutes Stativ von Manfrotto und mir damals auch einen Nodalpunktstativkopf dazu gekauft. Darüber bin ich heute froh. Die ersten Aufnahmen hatte ich mit einem Drehwinkel von 5° gemacht, was zu sehr großen Überlappungsbereichen führte, zumal ich meist im Weitwinkelbereich fotografien muss.
Heute bin ich dann noch mal losgegangen für eine zweite Serie und mit dem aufgefrischten Wissen. Manuelle Belichtungszeit und Blende einstellen, ISO-Automatik aus, Autofokus aus, Kamera auf dem Nodalstativkopf ausgerichtet (das von Manfrotto hat sinnigerweise eine Libelle drin), den Drehwinkel auf 10° eingestellt, was bei 360° zu 36 Aufnahmen führen würde. Und gleich noch eine Belichtungsreihe an der Kamera eingeschaltet, wobei ich immer drei Aufnahmen vom gleichen Bild mache mit jeweils 1 LW Unterschied in der Belichtungszeit. Auch diese Aufnahmen sind nun in Aperture importiert und dann als 16-Bit TIFF exportiert. Damit beginne ich meine ersten Versuche.
Panorama 1 zeigt ein Schwimmdock im Hafen mit Gegenlicht in der Mitte, Panorama 2 den oben erwähnten Marktplatz mit angrenzendem Hafen mit Gegenlicht über dem Hafen, Panorama 3 noch mal den Marktplatz von einem anderen Standpunkt und als HDR und Panorama 4 den Hafen am Marktplatz als HDR mit je drei Belichtungsreihen je Foto. Die Panoramen 3 und 4 habe ich mit dem aufgefrischten Wissen gemacht, also extreme Belichtungsunterschiede und Lichtsituationen vermieden.
DoubleTake
Für das Stitchen hatte ich vor langer Zeit mal DoubleTake von http://echoone.com/de/doubletake/ gekauft. Bilder reinladen und ausrichten. 16-Bit bereiten keine Probleme. Doch meine Fotos aus Panorama 1 und 2 überlappen sich wohl zuviel, denn DoubleTake will nicht so, wie es soll. Ich breche ab. Die HDR Serien aus Panorama 3 und 4 kann es nicht verarbeiten. Schade. Dabei ist DoubleTake eigentlich ein einfach und intuitiv zu bedienendes Programm mit Automatiken wo es Sinn macht und man kann jederzeit manuell eingreifen. Mehr aber auch nicht.
Preis: ca. 18 €
PanoramaStudio 2.3.1
Dann besorge ich mir eine Demo von PanoramaStudio 2 von Tobias Hüllmandel (http://www.tshsoft.de). Die App ist günstig schon ab 35 Euro zu kaufen. Aber auch PanoramaStudio 2.3.1 hat Probleme, die vielen Bilder aus Panorama 1 und 2 sauber zu überlappen. In einer E-Mail erklärt mir Tobias Hüllmandel, das ich mit jedem dritten Bild gut fahren würde und die App die Bilder sauber zusammen setzen wird. 16-Bit macht der App keine Probleme. Einzelne Bilder hinterher, wenn die App sie zusammen gesetzt hat, neu zu positionieren geht nur bedingt. Nachbearbeitung wird sowieso in vielen Apps klein geschrieben und geht meist nur sehr umständlich, wenn denn überhaupt. Die HDR Aufnahmen erkennt PanoramaStudio 2 nicht als HDR und setzt sie brav nebeneinander. Sieht nett aus, ist aber kein brauchbares Panorama.
Zwischendurch
Ich arbeite schon immer mit Macs und da ist die Auswahl an Stitcher Softwares schon mal kleiner. Wenn es eine App für Windows doch mal auf den Mac geschafft hat, muss man als Mac-User trotzdem abstriche beim gewohnten Mac-Komfort machen. Vieles verhält sich wie auf einem PC, Tastaturkürzel sind bedingt anwendbar, die Maus hat ganz andere Funktionen zugewiesen gekommen. In PanoramaStudio 2 z. B. bewege ich mit dem Scrollrad der Maus nicht im Bild, sondern es wird wild gezoomt. Nach links oder rechts scrolle ich dann mit den Schiebern am Bildrand. Umständlich. DoubleTake dagegen ist eine reine Mac-Anwendung und verhält sich in der Benutzung wie vom Mac gewohnt.
PanoramaStudio 2 war also kein Ersatz nach DoubleTake. Preis: ca. 35 €
Autopano Pro 2.6
Als nächstes besorgte ich mir eine Demo von Autopano Pro 2.6 (http://www.kolor.com). Eine moderne dunkle Optik wie ich sie aus Aperture oder Lightroom kenne, verspricht eine moderne Software. Ein großes Fenster öffnet sich beim Start, links wähle ich meine Bilder für das Panorama als Projekt aus, rechts erscheinen Previews von gerenderten Panoramen. 16-Bit kein Problem, die Software arbeitet schnell. HDR wird sofort erkannt. Ein KLick auf ein Vorschaupanorama öffnet ein neues Fenster, indem viele Parameter fein justiert werden können. Toll. Was micht aber besonders stört ist, das öfter nur numerische Eingaben möglich sind und die nicht in Echtzeit angezeigt werden. Besonders wenn ich ein Bild neu positionieren möchte oder das ganze Panoaram etwas gekippt werden muss, ist das ärgerlich. Die Qualität der Panoramen ist gut bis sehr gut. Wo ich scheiterte war, als ich zwischendurch hochformatige Aufnahmen aus meiner Nikon D100 verarbeiten wollte: Die D100 speichert noch keine Angaben zu Hoch- und Querformat in den Bildern. So kam es, das ich eine Serie in Autopano Pro 2.6 importierte, die aus sechs quer- und zwei hochformatigen Bildern bestand. Ich konnte die nicht einzeln drehen. Auch das manuelle Nachbearbeiten von Panoramen in der App ist nicht sonderlich intuitiv gelöst, die Funktionsfülle erschlägt einen fast. Ein halber Kreis mit Pfeil nach Links bzw. Rechts bedeutet nicht etwas nach links bzw. rechts drehen, sondern tatsächlich etwas Rückgängig machen bzw. erneut anzuwenden. Ist das in Windows so?
Gerade eben ist Autopano Pro abgestürzt, obwohl ich nicht daran gearbeitet habe. Komisch. Preis: ca. 115 €
PTGui Pro 9.1.3
PTGui kommt dagegen mit einer äußerst schlichten Oberfläche daher. Unten geht ein Fenster auf, das mit drei Buttons den Ablauf vorgibt: Bilder importieren, Bilder ausrichten und Panorama erstellen (speichern). Im oberen Fenster, das zunächst leer ist, wird eine Vorschau vom Panorama gezeigt. Also los, Bilder importieren und dann ausrichten. Das geht schnell, gefühlt am schnellsten von allen Apps. Die Vorschau verspricht ein gutes Ergebnis, nur die Farben wirken verdächtig blass. Aber die Einstellmöglichkeiten sind umfangreich. Nachbearbeitung kann jederzeit und fast intuitiv mit Livevoransicht gemacht werden, besser als in Autopano Pro. PTGui Pro gibt es auch in einer Basis Variante, allerdings ohne das fantastische Maskierungstool. Damit malt man im Vorschaupanorama an den Übergängen zwischen den einzelnen Bildern Bereiche weg. So kann man auch Personen wegnehmen, die PTGui drin gelassen hätte. Ein mächtiges Werkzeug. Beim speichern des fertigen Panoramas fällt mir auf, dass Panoramen aus PTGui immer etwas größer ausfallen, als aus den anderen Apps. Erst beim fünften oder sechsten Panorama entdecke ich im Fenster für die Vorgaben für das Panorama einen Knopf zum festlegen der optimalen Panorama-Dimensionen. Jetzt stimmen die Abmessungen mit denen der anderen Apps überein. Warum PTGui das nicht automatisch macht, erschliesst sich nicht wirklich. Die ersten Panoramen waren so immer deutlich größer, was bedeutet, PTGui hat sie hochgerechnet. Bei einem 12 Megapixel Teilbild im Hochformat ergibt sich oft ein fertiges Panorama mit über 12000×4000 Pixeln. Die Auflösung solch eines gedruckten Bildes in 210×70 cm ist dann immer noch gut 145 ppi und reicht für eine hervorragende Qualität im Druck.
Preis: ca. 178 €
Photoshop CS 5
Puritanisch kann man die Funktionen zur Panoramaerstellung, die Photoshop Photomerge heisst, nennen. Ein einfaches Fenster zur Auswahl von Projektionsart, Bildern und drei Optionen ist schon alles, was eingestellt werden kann. Keine Vorschau, keine weiteren Hilfsmöglichkeiten, nicht mal eine Hilfe zu den Optionen kann aufgerufen werden. Klickt man auf den OK KNopf, heisst es warten. Ab und an gehen Fenster auf, die dann wieder verschwinden, in der Protokollpalette oder Ebenenpalette erscheinen Einträge. Nach sehr langer Zeit ist Photoshop dann fertig und präsentiert, was es zusammengerechnet hat. Schön ist, dass Photoshop die einzelnen Bildteile in einzelnen Ebenen speichert, doch eine Bearbeitung der Ebenen, z. B. wenn ein Übergang nicht sauber passt, ist wohl nur Eingeweihten möglich. Ichbekam das nicht hin.
Preis: Adobe-Preis halt, allein der Upgradepreis auf CS 6 höher als Autopano und PTGui zusammen!
Mein Fazit
Mit ganz unterschiedlichen Bildern und Situationen habe ich den verschiedenen Apps auf den Zahn gefühlt und dabei meine Bewertung auf einfache Bedienung durch jemanden, der das erste Mal ein Panorama damit erstellen möchte, und Ausgabequalität beschränkt. Weitergehende Funktionen, soweit vorhanden, wurden in diese Bewertung nicht mit einbezogen. Allerdings lassen gerade PTGui und Autopano hier viel Freiraum für diejenigen, die auf den Stichingsprozess jedweden Einfluss haben möchten.
Die einfachen und damit auch günstigsten Apps DoubleTake und PanoramaStudio lasse ich mal weg, weil die Ausgabequalität doch zu wünschen ließ und die beiden Apps zu oft zu leicht versagten. Demoversionen lassen jedoch einen Vorabtest zu und so mag jeder für sich entscheiden, ob das Ergebnis für die eigenen gestellten Aufgaben reicht.
In meine engere Wahl kamen Autopano Pro und PTGui Pro. Die Verarbeitungsgeschwindigkeit ist gut, die Erkennungsrate sehr hoch. Beide lassen detaillierte Eingriffe durch den Fotografen zu und wer sich damit auskennt und darin eingearbeitet hat, wird beide Tools nicht missen wollen. Mal lieferte Autopano Pro, mal PTGui Pro das bessere Ergebnis. Einen eindeutigen Testsieger konnte ich nicht ermitteln, dafür stitche ich zu selten. Wer öfter Panoramen erstellt, wird sich vermutlich beide Tools zulegen. Photoshop CS 5 hatte ich ja eh schon, also habe ich das in meine Tests mit eingeschlossen. Die Ergebnisse waren sehr ordentlich, meist war jedoch entweder Autopano oder PTGui besser. Mich stört an Photoshop die geringe Einflußnahmemöglichkeit, die man auf die Erstellung des Panoramas hat. Trotzdem waren die Ergebnisse erstaunlich gut.
Als ich schon auf der Website von PTGui den Kauf einer Kopie anstoßen wollte, nahm ich mir noch mal einen Augenblick für einen allerletzten Test: Dieser Test erschien mir besonders schwierig, weil ich bei der Aufnahme mit sehr großem Weitwinkel (17 mm an der Nikon D300, entspricht ungefähr 26 mm Kleinbild) die Kamera noch leicht nach oben kippen musste, sonst hätte ich wichtige Bildteile abgeschnitten. Das Motiv war eine Hafenszene mit Schwimmkran, der oben im Bild viele parallel verlaufende Seile zwischen Kran und Ausleger aufwies. Die Seile wurden im fertigen Panorama im Bogen dargestellt, so wie Motivteile näher oder ferner zur Kamera fotografiert wurden. Autopano patzte bei den Seilen an drei Stellen und zeigte dort einen Versatz. PTGui patzte auch, zeigte aber nur einen Versatz bei den Seilen, einen Versatz aber im rechten Bildteil und links oben einen verschwommenen Bereich, wo sich Wolken überlagerten. Erstaunlich für mich war, das Photoshop als einzige App hier ganz ohne Patzer brillierte. Dabei hatte ich Photoshop nicht zugetraut, hier überhaupt ein brauchbares Ergebnis zu erhalten. Respekt. Ich bleibe also bei Photoshop, weil ich Photoshop ja eh schon habe und wohl auch in Zukunft brauchen werde.